2. April 2012

Eintrag Nr 1

Notverstaatlichte Bildungspolitik


Nachdem ich die Schule schon hinter mir gelassen habe, aber ich grundsätzlich der Meinung bin, dass Bildung ja eigentlich schon wichtig ist und sie mir auch sehr am Herzen liegt, bewegt mich die Debatte um eine Schulreform immer wieder.

Was passiert gerade in der österreichischen Bildungspolitik?
Eine – wie es scheint -  vollkommen unüberlegte und viel zu überhastete Reform, welche das Bildungs- und Ausbildungsniveau in Österreich langfristig und substanziell senkt.
Die grundsätzlich gute Idee einer ganztägigen Gesamtschule mit dem klingenden Namen „Neue Mittelschule“ wird so schlecht wie nur möglich umgesetzt.
Wie symptomatisch für eine große Koalition kommt auch in der Bildungsreform durch koalitionäre Konfliktbewältigung durch gegenseitiges Anpassen – oder treffender ausgedrückt – gegenseitiges Blockieren, absolut nichts Vertretbares zustande.

Das Pferd wird vom falschen Ende aufgezäumt.
Wer kann mir erklären wieso man bei einer Schulreform anfängt, das Ende der höheren Schullaufbahn zu ändern - nämlich die Matura?
Wer kann der Meinung sein, man führt eine Zentralmatura ein, welche für bessere Vergleichbarkeit unter den Maturanten und mehr Gerechtigkeit steht, ohne vorher die höchst nötigen Schritte einzuleiten, nämliche die, welche erforderlich wären um die Schüler und Lehrer möglichst gut darauf vorzubereiten.
Wer erklärt unserer werten Bildungsministerin, dass es in Österreich nicht nur eine AHS und BORG gibt sondern auch eine BORG mit z.b. Sprachenschwerpunkt, mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt,... und es auch nicht nur eine Sorte BHS gibt. Vielleicht sollte man ihr im Zuge dessen auch mitteilen, dass es äußerst unterschiedliche Lehrer gibt (ja – das kann ich bezeugen), die unterschiedlich ausgebildet worden sind, die unterschiedlich kompetent, unterschiedlich motiviert und vor allem (und das könnte man ja wirklich ändern) mit unterschiedlichen Lehrmaterialien und Lehrmethoden arbeiten.

Was wird die Konsequenz sein?
Da die Elternvertreter bereits angekündigt haben, sie würden einen Ausgang der ersten allgemeinen Zentralmatura, welcher unter den Ergebnissen der letzten Jahre liegt, nicht dulden - wird die Bildungsministerin Schmied (weil man es sich als Politikerin mit einer so großen Bevölkerungs- und Wählergruppe wie den Eltern ja nicht verscherzen sollte) das Niveau dieser ersten Zentralmatura ja zumindest unterdurchschnittlich eher auf Volksschulniveau ansetzen, so dass auch die sprachenbegabte Schülerin mit nur 3 Mathestunden (entspricht 30 - 40 min aktiver Lernzeit) in der Woche die Mathematura schafft, die auch dem Realgymnasiasten mit 5 Stunden in der Woche vorgelegt wird. 
Den Maturanten wird es nicht sonderlich stören.

Ändern?
Wenn bei der Matura keine Flexibilität mehr herrschen darf, sondern alles exakt definiert und gleich sein muss (sodass notfalls auch ein Computer die Deutscharbeit korrigieren könnte – weil der die Rechtschreibfehler sogar schneller findet), dann muss das zwangsläufig auch bei den Lehrern und deren Lehrverhalten so sein.
Nur wieso habe ich das Gefühl, dass sich hier so überhaupt niemand in unserer werten Regierung Gedanken gemacht hat?

Aber eigentlich wollte ich gar nicht zu sehr die missglückte Schulreform ansprechen, sondern etwas, das man eher nicht unbedingt mit unserer Bildungsministerin in Kontakt bringt – nämlich die höchst erfolgreiche österreichische Bank Kommunalkredit.
Wieso so erfolgreich? Naja diese Bank war so lukrativ und hat so gut gewirtschaftet (und oft noch besser bilanziert), dass sich der Staat Österreich gedacht hat, von diesem Erfolg wollen wir auch etwas haben – und so wurde sie 2008 verstaatlicht.
Achja! NOTverstaatlicht! Aber wieso NOT – so ein negatives Wort? 
Naja den eigentlich rettete Wilhelm Molterer die Bank 2008 vor dem Bankrott.
Aber man sollte in so einer Situation ja immer optimistisch bleiben, denn eigentlich kann es ja nur mehr bergauf gehen...oder?

Tja – falsch gedacht! Nachdem sich Molterer's Nachfolger Josef Pröll auch nicht mehr mit solchen Problemen rumschlagen wollte ist es nun in der Hand einer oberösterreichischen Unternehmerin, die sich bereits in der Kiesindustrie einen Namen gemacht hat und somit wissen muss wo es lang geht.
Natürlich hat sich unsere Frau Finanzministerin auch schon ausrechnen können, dass sie nun bald wieder die läppische Summer von 1 Mrd € in die Bank stecken muss, denn die 4 Mrd € Unterstützung durch Josef Pröll verliefen wohl im Kies...äh...Sand.
Aber, ich meine 4 Mrd €, die haben die Bankchefs wahrscheinlich irgendwo...verlegt....oder so.

Der stets freundliche Steuerzahler
Zum Glück hilft in solchen Situationen der freundliche Steuerzahler aus.
Um aber seriös zu bleiben, muss ich sagen, dass man sehr wohl weiß wo das ganze Geld hingekommen ist (und nein es sind keine Südseeinseln..dieses Mal zumindest!).
Die Kommunalkredit hat 2008 laut einem Wirtschaftsprüfer 12,1 Mrd € an Kreditausfallversicherungen besessen (Credit-Default-Swaps) – und zwar für Länder wie Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien – welche die zur Zeit nicht unbedingt für ihre stabilen Haushalte bekannt sind und deswegen auch liebevoll - PIIGS – genannt werden.
Dass speziell eines dieser Länder finanziell so gar nicht gut aufgestellt ist, sollte man mittlerweile wissen und daher ist es auch kein Wunder, dass jetzt Griechenland-CDS im Wert von 424 Millionen € für die Kommunalkredit schlagend werden.

8,4 Millionen Bankmiteigentümer in Österreich
Haha!!Endlich müssen auch mal die Banken für das bezahlen, was sie angerichtet haben! So ists Recht!
Nur blöd dass die Bank uns gehört – also uns allen die Steuern zahlen (natürlich brauchen Sie sich nicht angesprochen fühlen Herr ehemaliger Finanzminister mit den schönen Haaren).
Ich gratuliere Ihnen, der Sie gedacht haben nur ein einfacher Student, Arbeiter, Schüler oder was auch immer zu sein, dass sie stolz von sich behaupten können Miteigentümer einer großen Bank zu sein!

UND JETZT!
Ende 2008 als die Bank vor dem Bankrott stand wurde der damalige Kommunalkredit-Vorstandschef Reinhard Platzer sprichwörtlich „gegangen“ und seine Kollegin von 2004 bis 2006 - Claudia Schmied - wechselte ins Bildungministerium der Regierung Gusenbauer, wo sie auch heute noch unter der Regierung von Werner Faymann einer bescheidenen Arbeit nachgeht, in der sie aber, wie ihr leider viel zu oft abgesprochen wird, exzellente Arbeit leistet, die wieder an ihre einztige Performance im Vorstand der Kommunalkredit anknüpft.
Die Frage ist nur wann die Schulreform vor dem bankrott steht – oder ist das nicht schon passiert?

Für unsere Frau Bildungsminister gilt wie im Falle der Kommunalkredit (es wird weiter ermittelt) auch in der Bildungspolitik die Unschuldsvermutung.
 

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